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Neue Studie

Pensionssystem: Generationenvertrag in Schieflage

Eine neue Studie von EcoAustria im Auftrag der Jungen Industrie attestiert dem Pensionssystem die dringende Notwendigkeit von nachhaltigen Reformen. Im Zuge der Präsentation der Studie machte Johannes Berger, einer der Autorinnen und Autoren deutlich: „Das österreichische Pensionssystem gilt international als eines der leistungsstärksten, ist aber auch eines der teuersten.„ Es biete hohe Pensionsleistungen und erlaube gleichzeitig einen relativ frühen Pensionsantritt. Dies führt dazu, dass Österreich trotz einer im Vergleich zu anderen Ländern noch jungen Bevölkerungsstruktur besonders hohe Pensionsausgaben aufweist. „Unter den OECD-Ländern haben nur Frankreich, Griechenland und Italien eine höhere Pensionsausgabenquote“, heißt es in der Studie. Diese Entwicklung werde durch die demografischen Verschiebungen in den kommenden Jahren noch weiter verschärft werden.

Die Studie unterstreicht, dass die bevorstehenden Herausforderungen nicht zu unterschätzen sind. Der sogenannte Altersabhängigkeitsquotient, also das Verhältnis der älteren Bevölkerung zur erwerbsfähigen Bevölkerung, wird sich bis 2035 auf fast 46 Prozent erhöhen und bis 2060 sogar auf 55 Prozent ansteigen. „Das bedeutet, dass im Jahr 2060 weniger als zwei Erwerbstätige für jede pensionierte Person aufkommen müssen“, erklärt Berger. Bereits jetzt liegt der Quotient bei 32,3 Prozent, also etwa drei Erwerbstätige pro Pensionsbezieher, und stellt das Pensionssystem vor erhebliche Belastungen – die in den kommenden Jahren noch höher werden: „Bereits bis 2035 erwarten wir einen Anstieg der Pensionsausgaben um 1 bis 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, je nach Berechnungsszenario“, erklärt Berger.

Diese Entwicklungen seien vor allem durch das Erreichen des Pensionsantrittsalters der Babyboomer-Generation bedingt, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden. Die Alterskohorte der Babyboomer, die Jahrgänge 1960 bis 1969, würde rund 1,4 Millionen Menschen umfassen – zum Vergleich ist die Alterskohorte der 10- bis 19-Jährigen, die jetzt Jahr für Jahr in den Arbeitsmarkt nachrückt mit rund 890.000 Personen um fast eine halbe Millionen Menschen kleiner. „Die Babyboomer verlassen den Arbeitsmarkt, und geburtenschwächere Jahrgänge werden sie ersetzen – dies hat enorme Auswirkungen auf die Finanzierung des Pensionssystems“, warnt Julia Aichhorn, Bundesvorsitzende der Jungen Industrie und Geschäftsführerin der Aichhorn Group, bei der Präsentation.

Junge Industrie pocht auf Reformen

Auf Grundlage der Studie pocht die Junge Industrie deshalb auf Reformen. „Wir geben fast zehn Mal so viel für Pensionen aus, wie alle Ausgaben für Umwelt, Klima und Energie zusammen. Wie kann das unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber fair sein“, so umreißt Aichhorn den Zustand des Pensionssystems. Sie fordert deshalb unter anderem die Anhebung des faktischen, wie auch des gesetzlichen Antrittsalters. Durch mehr Anreize für einen späteren Pensionsantritt und strengere Zugangsregeln für Frühpensionsvarianten müsste das faktische Antrittsalter gehoben werden können. Und das gesetzliche Pensionsalter sollte an die Entwicklung der Lebenserwartung gekoppelt werden. Bei zukünftigen Erhöhungen müsse darüber hinaus auf gestaffelte Erhöhungen über der Inflationsrate verzichtet werden um die Kosten des Systems unter Kontrolle zu halten.

Mehr Informationen

EcoAustria-Studie „Reformoptionen im österreichischen Pensionssystem“

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