Morning in Brief

Morning in Brief, 27. September 2024

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel, Gregor Plieschnig und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Industrie-Rezession. Der Sinkflug der Industrie in Österreich hat sich weiter verstärkt. Der Bank-Austria-Einkaufsmanagerindex sank im September auf 42,8 Punkte, nach 44,4 Punkten im Vormonat August, damit geht die Rezession bereits ins dritte Jahr. Der heimischen Industrie würden die internationalen Rahmenbedingungen, vor allem die Schwäche der deutschen Industrie, aber auch „hausgemachte Probleme“ zu schaffen machen, wie die hohe Inflation. Und auch für die kommenden zwölf Monate rechnen die österreichischen Industriebetriebe mit einem Rückgang der Produktion. [Quelle: Bank-Austria-Einkaufsmanagerindex]

Kommentar: KI oder MU, das ist in diesem Wahlkampf die Frage
von Alexander Purger

Alexander Purger Illustration

KI in der Schule, KI in der Wirtschaft, KI im Journalismus – die künstliche Intelligenz ist in aller Munde und wird bald auch in aller Gehirne sein. Was zur Frage führt, ob sie wohl auch in diesem Wahlkampf, der sich nun langsam seinem wohlverdienten Ende zuneigt, eine Rolle gespielt hat? Na, ganz eindeutig! Der geballte Geist des computergestützten Weltwissens muss in pfingstlichen Flammenzungen auf die Wahlkämpfer herabgeströmt sein. Anders ist die intellektuelle Güte der Wahlwerbung und Wahlaussagen gar nicht zu erklären.

Grafik: Knapp 3/4 der heimischen Sozialausgaben bzw. mehr als 100 Mrd. Euro floßen 2023 allein in die Bereiche Alter und Gesundheit. Das ist ein Anstieg im Vergleich zum Jahr 1993 um knapp 10 Prozentpunkte. Vor allem die Demografie treibt die altersbedingten Kosten in den nächsten Jahren zunehmend. Schon jetzt ist der Zuschuss zu den Pensionen der größte Ausgabenposten des Staates. Um die steigenden Ausgaben einzufangen schlägt die Agenda Austria in ihrer neuen Studie u.a. die automatischen Anpassung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung sowie die Einführung einer Ausgabenbremse vor.

Innovations-Ranking. Im Vergleich zum Vorjahr ist Österreich im UN-Global Innovation Index, der die Innovationsfähigkeit von 133 Volkswirtschaften bewertet, um einen Platz nach vorne gerückt, vom 18. auf den 17. Platz. In der Unterkategorie Branchenvielfalt erreicht man den dritten Platz, wie das zuständige Patentamt am Donnerstag bekannt gab. Auf den ersten Plätzen liegen die Schweiz, Schweden und die USA, Deutschland fiel um einen Platz auf Rang 9 zurück. Für den Index werden 80 Kriterien wie Unternehmensumfeld, Bildung und Forschung, Investitionen und Kreativität etwa bei Industriedesign untersucht. [Quelle: Patentamt

Kreditvergaben. Der niedrigere Leitzins im Euroraum führte im August zu mehr Kreditvergaben der Banken an Betriebe. Im Jahresvergleich ging die Zahl um 0,8 Prozent nach oben, wie die Europäische Zentralbank (EZB) bekanntgab. Im Juli hatte das Wachstum bei 0,6 Prozent gelegen. An die Privathaushalte vergaben die Banken im August 0,6 Prozent mehr Darlehen als ein Jahr zuvor, nach 0,5 Prozent im Juli. [Quelle: EZB]

Österreichische Automobilwirtschaft. Die heimischen Automobilhersteller, Fahrzeughändler und Automobilimporteure kämpfen mit Herausforderungen und präsentierten deshalb am Donnerstag zentrale Forderungen für die kommende Bundesregierung. Unter anderem pochen sie auf die Wiedereinführung der Investitionsprämie, der Förderung der Transformation der Industrie sowie Kaufanreize für emmissionsfreie Autos, etwa durch Förderungen. [Quelle: Aussendung

EU-Vertragsverletzungsverfahren. Die EU-Kommission hat am Donnerstag drei Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet. Die Republik habe EU-Regelungen zur Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel in Insolvenzverfahren, zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen sowie für schnellere Genehmigungsverfahren für Projekte im Bereich erneuerbare Energien nicht fristgerecht umgesetzt. Die Regierung in Wien hat nun zwei Monate Zeit für eine Antwort an die Kommission. [Quelle: EU-Kommission

Homeoffice. Mit dem zeitlichen Abstand zur Corona-Pandemie geht auch die Homeoffice-Arbeit zurück: Während 2022 noch 82 Prozent der Beschäftigten mit Bürojobs regelmäßig von zu Hause aus gearbeitet haben, sind es 2024 nur noch 65 Prozent, so eine Studie von Deloitte. Die Bereitschaft von Betrieben Homeoffice zu akzeptieren, geht der Studie zufolge zurück: 2022 hätten in 90 Prozent der befragten Unternehmen mindestens die Hälfte der Mitarbeitenden die Möglichkeit gehabt, im Homeoffice zu arbeiten, 2024 nur noch 73 Prozent. Ein Viertel der Geschäftsführenden hält das aktuelle Ausmaß an Homeoffice für übertrieben, über ein Drittel davon fordert eine weitgehende Einstellung des Remote Workings. [Quelle: Deloitte Studie

E-Auto Strafzölle. In die Verhandlungen zwischen der EU und China über die geplanten Strafzölle für chinesische Autos, die massive Förderungen Pekings beziehen, dürfte Bewegung kommen. Wie das chinesische Handelsministerium bekannt gab, wolle China weiter auf Gespräche setzen, technische Teams der EU und Chinas würden Details für ein flexibles Preissystem anstatt Zöllen besprechen. Auf europäischer Seite haben in den vergangenen Wochen mehrere Regierungen auf Verhandlung mit Peking gepocht, bevor die Mitgliedsländer später im Herbst endgültig über die Einsetzung der Zölle abstimmen. [Quellen: Xinhua; Medienberichte] 

EU-Wettbewerbsrat. Gestern nahm Wirtschaftsminister Martin Kocher am EU-Wettbewerbsrat in Brüssel teil. Zentrales Thema war der Mitte September vorgestellte Draghi-Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit der EU. Kocher sprach sich im Vorfeld für die Absenkung oder Abschaffung der Zollfreigrenze von 150 Euro bei Produkten aus, die in die Europäische Union (EU) importiert werden. Thema waren auch die EU-Regeln zu staatlichen Beihilfen, die bereits in der Coronapandemie-Zeit gelockert wurden – einige Länder setzen sich angesichts der wirtschaftlichen Lage für eine erneute Lockerung ein. [Quelle: Medienberichte; Kocher auf X]

Deutsche Wirtschaft. Die führenden deutschen Forschungsinstitute haben ihre ohnehin geringe Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2024 um 0,1 Prozent fallen und damit bereits das zweite Jahr in Folge schrumpfen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Gemeinschaftsdiagnose. Im März war noch ein minimales Wachstum von 0,1 Prozent vorausgesagt worden. Für 2025 wurde die Vorhersage in der neuen Gemeinschaftsdiagnose von 1,4 auf 0,8 Prozent gekappt. 2026 soll ein Wachstum von 1,3 Prozent folgen. [Quelle: Gemeinschaftsdiagnose]

Schweizer Leitzins. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lockert ihre Geldpolitik weiter: der SNB-Leitzins wird zum dritten Mal in Folge gesenkt, um 0,25 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent. Zudem will die Nationalbank weiterhin bei Bedarf am Devisenmarkt eingreifen, um die Konjunktur stabil zu halten, gab man am Donnerstag bekannt. [Quelle: SNB

Selektive Agenda:

9:30 Uhr, Graz: Bildungsminister Polaschek beim Spatenstich für den Cybersecurity Campus der TU Graz.

Ab 11 Uhr, Wien: Wahlkampfabschluss-Veranstaltungen – ÖVP ab 11 Uhr, ÖVP-Zentrale; NEOS ab 16 Uhr/Rede ca 17:20 Uhr, Freyung; die Grünen ab 16 Uhr, Maria-Theresien-Platz; FPÖ ab 16 Uhr/Reden ca. 18 Uhr, Stephansplatz; die SPÖ schließt den Wahlkampf am Samstag ab 10 Uhr, Viktor-Adler-Markt.

Ganztägig, Wien: Europaministerin Edtstadler und Justizministerin Zadic beim Österreichischen Anwaltstag im Palais Niederösterreich.

Ganztägig, New York, USA: Außenminister Schallenberg bei der UNO-Generalversammlung in New York; 15:45 Uhr (MESZ) Gespräch mit Minister für Industrie und fortgeschrittene Technologien der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan Al Jaber; anschl. Gespräche u.a. mit iranischem Amtskollegen Araghch, marokkanischem Amtskollegen Bourita, Präsidenten des World Jewish Congress, Lauder.

Sonntag, 6-9 Uhr, ganz Österreich: Wahllokale sperren auf – in Vorarlberg schließen sie wieder um 13 Uhr, sonst sind Öffnungszeiten bis 16 Uhr üblich, in Wien bis 17 Uhr.

Sonntag, 17 Uhr: Erste APA/ORF/Foresight-Hochrechnung mit Briefwahl-Schätzung; zu Beginn Schwankungsbreite von zwei Prozentpunkten.

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Claudia Banz wird mit 1. Februar 2025 neue wissenschaftliche Direktorin des Weltmuseums Wien. Manfred Stanek wird ab April 2025 neuer Semperit-Vorstandsvorsitzender und folgt damit Karl Haider nach.

Geburtstage: Geburtstag haben Freddy Quinn (Freitag), Mirjam Weichselbraun (Freitag), Johann Lafer (Freitag), Paul Achleitner (Samstag), Herbert Haupt (Samstag), Philip Kucher (Sonntag) und Ivica Vastić (Sonntag).

Sehen & gesehen werden:

Spotted. Gestern fand der Tag der Industrie 2024 der Industriellenvereinigung statt. Im Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz 4 wurden die aktuell drängendsten Probleme heimischer Industriebetriebe ausgeführt. Im Anschluss gab es die Möglichkeit für einen Austausch im lockeren Rahmen. Gesehen wurden neben den Gastgebern Georg Knill, Christoph Neumayer, Sabine Herlitschka, Patricia Neumann und Peter Mitterbauer: Karl-Heinz Kopf, Othmar Karas, Christoph Matznetter, Sigrid Maurer, Franz Schellhorn, Monika Köppl-Turyna, Martin Kocher, Susanne Kraus-Winkler, Nikolaus Scherak, Andreas Schnauder, Gerold Riedmann, Andreas Ludwig, Peter Hanke uvm.

Heute, ab 9 Uhr, Saalfelden, Salzburg: Das Austrian Institute of Technology (AIT) lädt zu den 13. Ranshofener Leichtmetalltagen 2024. [Info]

Heute, 18 Uhr, Ramsau am Dachstein, Steiermark: Eröffnung der Dachstein Dialoge – Festival für Toleranz u.a. mit Michael Köhlmeier, Philipp Blom (bis 29.9.). [Info]

Heute, 19 Uhr, Wien: Der Brandstätter Verlag lädt zur Diskussion Die Zukunft der Demokratie“ in die Thalia-Buchhandlung Mariahilfer Straße mit Ingrid Brodnig, Heinz Fischer und Clemens Pig.

Samstag, ab 10 Uhr, St. Veit an der Glan, Kärnten: Der St. Veiter Wiesenmarkt wird feierlich eröffnet (bis 7. Oktober). [Info]

Samstag, 11 Uhr, Wien: Auftakt des Jeunesse Festivals für junge Musik „Musik schafft Frieden“ im Museumsquartier (bis 29. 9.). [Info & Tickets]

Sonntag, ab 15 Uhr, Wien: Wahlfeiern der Parteien – ÖVP ab 15 Uhr, ÖVP-Zentrale; FPÖ ab 15:30 Uhr, Stiegl-Ambulanz im Alten AKH; Die Grünen ab 15:30 Uhr, Metropol Wien; SPÖ ab 16 Uhr, Volkskundemuseum; NEOS ab 16 Uhr, Salonplafond im MAK.