Morning in Brief

Morning in Brief, 26. September 2024

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Gregor Plieschnig und Christoph Hofer – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Weltwirtschaft. Die OECD hat am Mittwoch ihre Prognosen für die Konjunkturentwicklung der großen Wirtschaftsnationen und der Welt präsentiert. Für die Weltwirtschaft rechnet sie heuer und 2025 mit einem Wachstum von 3,2 Prozent. Im Euroraum geht sie von einem Zuwachs von 0,7 Prozent beziehungsweise 1,3 Prozent aus, für die USA prognostiziert man 2,6 und 1,6 Prozent, für China 4,9 und 4,5 Prozent. Deutschland, als größte Wirtschaft in Europa, dürfte laut OECD heuer nur um 0,1 Prozent und nächstes Jahr um ein Prozent wachsen. [Quelle: OECD]

Kommentar: Nach dem Hochwasser kommt die Gießkanne
von Georg Renner

Die türkis-grüne Legislaturperiode endet, wie sie über weite Teile verlaufen ist: Mit der ganz großen Fördergießkanne. Nach der Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich hat die Bundesregierung dem Land zugesagt, so viel Geld zu überweisen, dass es Opfern statt bisher 20 Prozent der anerkannten Schadensummen 50 Prozent abdecken kann, in Härtefällen sogar bis zu 80 Prozent. Aber die überwiegende Mehrzahl der Betroffenen haben eben keine Totalschäden – sondern feuchte Keller, ein paar kaputte Geräte und Möbel. Das ist tragisch und belastend – aber ist es wirklich Aufgabe des Staates, hier bei allen und jedem für die Hälfte der Kosten aufzukommen?

Grafik: In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Nicht-Wahlberechtigten bei Nationalratswahlen österreichweit mehr als verdoppelt, von 9 Prozent (2002) auf 19 Prozent (2024). Fast jede fünfte Person der im Wahlalter befindlichen Wohnbevölkerung ist kein österreichischer Staatsbürger. In Wien trifft dies mittlerweile auf mehr als 1/3 der Bevölkerung zu (35 Prozent).

Unwetterschäden. Die Schäden, die das Unwetter an der heimischen Eisenbahninfrastruktur verursacht haben, treffen auch den Bahngüterverkehr massiv. Nachdem die Westbahnstrecke auf Monate hinaus nicht voll genutzt werden kann, versucht die ÖBB Rail Cargo ihren Güterverkehr jetzt teils über den Semmering und Pyhrn umzuleiten, wie eine Sprecherin gegenüber der Tageszeitung Presse erklärt. Der internationale Güterverkehr ist laut Rail Cargo auch von den Hochwasserschäden in Polen, Tschechien, Rumänien, Ungarn und Italien (Emilia Romagna) massiv betroffen. Durch Überschwemmungen und Muren sind ganze Korridore nicht mehr befahrbar und Züge stehen an den verschiedenen Grenzen still. [Quelle: Presse-Artikel

Breitband-Ausbau. Im Rahmen des dritten Breitband-Fördercalls vergibt die Republik insgesamt 275 Mio. Euro für Ausbauprojekte in den Bundesländern. Beantragt werden kann eine Förderung, die sich aus dem noch übriggebliebenen Geld der Breitbandmilliarde speist, bis 20. Jänner 2025, wie das Finanzministerium am Mittwoch bekannt gab. [Quelle: BMF]

EZB-Zinssenkung. Laut EZB-Ratsmitglied Klaas Knot sollen die Zinssätze der Europäischen Zentralbank bis mindestens Mitte 2025 weiter sinken. Das extrem niedrige Niveau vor der Corona-Pandemie dürften diese allerdings nicht mehr erreichen. Ein Einpendeln zwischen zwei bis drei Prozent ist wahrscheinlich. Zuletzt wurde der EZB-Einlagezins im September von 3,75 Prozent auf 3,5 Prozent gesenkt. [Quelle: Medienberichte]

Mercosur-Deal. Am Rande der UN-Generalversammlung zeigte sich Brasiliens Präsident Lula da Silva optimistisch, was den Abschlusses des Mercosur Freihandelsabkommens betraf. „Wenn die EU bereit ist, können wir das Handelsabkommen während des G20-Treffens in Brasilien unterzeichnen“, so Lula. Jüngst sollen Fortschritte in den Bereichen Umweltschutz und öffentliches Auftragswesen erzielt worden sein. [Quelle: Reuters]

Innovation im CEE-Raum. Laut einer neuen Studie braucht es in CEE-Ländern (Central and Eastern Europe) eine Neuausrichtung der Industriepolitik auf Innovation, da das bisherige Erfolgsmodell der CEE-Länder als “verlängerte Werkbank” für westliche Unternehmen zunehmend an seine Grenzen gerät. Die Erfolgsgeschichten von Irland und Singapur dienen als Vorbild. Dazu sei es notwendig, die Spitzentechnologien im Land tätiger ausländischer Konzerne für heimische Unternehmen nutzbar zu machen – etwa in der Autoindustrie. Die Forschungsausgaben in den untersuchten Ländern seien zudem viel zu niedrig. [Quelle: wiiw

Deutsche Konjunktur. Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich im September den vierten Monat in Folge eingetrübt. Das Barometer der Exporterwartungen sank gegenüber dem Vormonat August von minus 5,2 Zählern auf minus 6,3 Punkte, so das Ifo-Institut. Das Statistische Bundesamt gab bekannt, dass die Baubranche im Juli ein Minus von 5,9 Prozent bei Auftragseingängen im Vergleich zum Vormonat verschmerzen musste. Und der deutsche Bankenverband (BdB) hat seine Konjunkturprognose für 2025 nach unten revidiert: ging man im Frühjahr noch von 1,2 Prozent Wirtschaftswachstum aus, rechnet man jetzt nur mehr mit 0,7 Prozent. [Quellen: Ifo-Institut; Statistisches Bundesamt; BdB]

Französisches Budget. Ein Defizit von mehr als sechs Prozent steht dem französischen Staat 2024 ins Haus, ließ der neue Budgetminister Laurent Saint-Martin wissen. Ursprünglich wurde mit einem Budgetdefizit von 5,1 Prozent gerechnet, dies musste bereits Anfang September auf 5,6 Prozent korrigiert werden. Wesentliche Gründe hierfür sind unter den Erwartungen gebliebene Einnahmen und zu hohe Staatsausgaben. [Quelle: Reuters]

Schweizer Wirtschaft. Der CFA-Indikator der UBS, der die Erwartungen von Finanzanalysten und Ökonomen zur Konjunktur in den kommenden sechs Monaten zusammenfasst, ist für die Schweiz im September im Vergleich zum Vormonat auf minus 8,8 Zähler deutlich zurückgefallen. Im August war der Index erstmals seit Jahresbeginn mit minus 3,4 Punkten in den Minusbereich abgerutscht. [Quelle: Medienberichte]

Selektive Agenda:

10 Uhr, Wien: Präsentation des Positionspapiers der Automobilwirtschaft vor der Nationalratswahl mit Kerle (Sprecher der österreichischen Automobilimporteure), stv. Obmann Tutner (WKÖ-FV Fahrzeugindustrie), Obmann Edelsbrunner (WKÖ-Bundesgremium Fahrzeughandel).

18 Uhr, Wien: „1. ASCII-Nachtcafe“ des Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII). „Extremwetter – wie halten wir unsere Lieferketten sicher!?“ mit u.a. mit Senior Economist Friesenbichler (Wifo), Dir. Klimek (ASCII).

Ganztägig, Brüssel: Minister Kocher nimmt am EU-Ministerrat für Binnenmarkt und Industrie teil.

20:15 Uhr, Österreich: Finale Elefantenrunde der Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien im ORF.

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Patrick Czech wurde zum neuen Finanzchef der Linz AG für Energie, Telekommunikation, Verkehr und Kommunale Dienste bestellt. Er folgt Dieter Franz Pechak. Marian Kupka ist ab sofort als CEO innerhalb der DELTA Gruppe in der Slowakei tätig. Worldline und die DSV-Gruppe haben Corinna Dorothee Valentine mit 1. Oktober zum neuen Mitglied der Geschäftsführung und Chief Financial Officer (CFO) ihres gemeinsamen Joint Ventures PAYONE ernannt. Sie folgt Frank Hartmann nach. Thomas Rasch wurde mit 85,7 Prozent der Delegiertenstimmen in seiner Funktion als Landesvorsitzender der FCG Wien bestätigt.

Geburtstage: Wir gratulieren Peter Turrini zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

Heute, ab 11:30 Uhr, Wien: Eröffnung der „Wiener Kaiser Wiesn 2024“ mit u.a. Bgm. Ludwig, BV Nikolai (Wien-Leopoldstadt), Verteidigungsministerin Tanner, Dompfarrer Faber, Mister und Miss Austria 2024. [Info]

Heute, 18 Uhr, Wien: Verleihung des Preis für Forschung und Innovation der Christian Doppler Gesellschaft (CDG) im Wiener MAK mit u.a. CDG-Präs. Gerzabek und Minister Kocher. [Info]

Heute, 18:30 Uhr, Wien: Radio Wien-Afterwork im Technischen Museum. [Info]

Heute, ab 19 Uhr, Wien: Erste Bank Vienna Night Run, die Ringstraße wird ab 19 Uhr gesperrt. [Info]

Heute, 19 Uhr, Wien: Premiere des Don Carlo von Verdi an der Wiener Staatsoper. [Info]