Morning in Brief

Morning in Brief, 25. September 2024

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Mehr Insolvenzen. In den ersten drei Quartalen 2024 steigt die Zahl der Firmeninsolvenzen voraussichtlich um 24,6 Prozent auf 4.895. Die Zahl der Insolvenzen mit Passiva über 10 Mio. Euro verdoppelt sich im Jahresabstand von 27 auf 55. Auch Privatinsolvenzen nahmen leicht zu. Bis Jahresende rechnet der Kreditschutzverband KSV1870 mit rund 6.500 Insolvenzen – mehr gab es zuletzt nur im Jahr der Finanzkrise 2009. [Quelle: KSV]

Markt & Mächte: Wirtschaftskrise – wie kann Österreich wieder aufholen?
mit Niko Jilch und Sara Grasel

Beim Wirtschaftswachstum gehört Österreich zu den Schlusslichtern in Europa. Warum haben die Krisen der vergangenen Jahre das Land härter getroffen als andere? Und welche Rezepte haben sich die großen Parteien vor der Nationalratswahl gegen die Rezession und den hohen Schuldenstand auf die Fahnen geheftet? Diese und weitere Fragen rund um Wirtschaftspolitik in Österreich beantwortet Finanzexperte Niko Jilch in einer neuen Folge von „Markt & Mächte“.

Grafik: Ein Viertel der heimischen Bevölkerung befindet sich laut OECD in einem Hochwasser-Risikogebiet. Nur in der Slowakei (29 Prozent) und in Lettland (37 Prozent) liegt dieser Anteil höher. Durch den Klimawandel dürfte es hierzulande in Zukunft häufiger zu größeren Überschwemmungen mit schwerwiegenden Folgen kommen. Nur fünf Prozent der Österreicher besitzen derzeit eine Hochwasserversicherung. In Deutschland sind es 40 Prozent und in der Schweiz 100 Prozent (hier herrscht Versicherungspflicht).

Strolz-Abschied. NEOS-Gründer Matthias Strolz hat angekündigt, sich endgültig aus der Parteipolitik zurückzuziehen. [Quelle: X-Post]

Strompreis-Übergewinne. In Deutschland wehren sich 22 Betreiber von Ökostromanlagen gegen die Abschöpfung von “Übergewinnen” zur teilweisen Finanzierung der Strompreisbremse. Gestern hat die Verhandlung am Bundesverfassungsgericht begonnen. Ein Urteil wird erst in Monaten erwartet. Die Bewältigung der Energiekrise sei Verantwortung des Staates, und daher aus Steuermitteln zu finanzieren, argumentieren die Ökostrom-Anbieter. In Deutschland wurde die Strompreisbremse Ende 2022 beschlossen und “Übergewinne” bis Ende Juni 2023 abgeschöpft. In Österreich ist eine Strompreisbremse nach wie vor wirksam und auch die teilweise Abschöpfung von Gewinnen von Stromanbietern wurde vorerst bis Ende des Jahres verlängert. [Quellen: Bundesverfassungsgericht; BKA Österreich]

Digitalisierungsbericht. Das Bundeskanzleramt hat den Digitalisierungsbericht 2023 veröffentlicht und bietet darin einen Überblick über Digitalisierungs-Projekte und -Initiativen in Ländern, Städten und Gemeinden – mit einem deutlichen Fokus auf das Thema Künstliche Intelligenz. [Quelle: Digitalisierungsbericht 2023

Wiener Immobilienmarkt. Laut einer Analyse von Otto Immobilien belief sich das Transaktionsvolumen am Wiener Zinshausmarkt im ersten Halbjahr 2024 auf 367 Mio. Euro. Das entspricht in etwa dem Niveau der Vorjahresperiode (366 Mio. Euro). Auch die Zahl der Transaktionen blieb mit 122 fast unverändert. Allerdings würde man langsam eine Trendumkehr und mehr Nachfrage nach Zinshäusern registrieren. [Quelle: Otto Immobilien]

Straßeninfrastruktur. Am Dienstag startete der Bau der Ostumfahrung von Wiener Neustadt. Der sogenannte Ringschluss bildet die Verbindung vom Kreisverkehr an der B60 zur Autobahnabfahrt S4 Wiener Neustadt Ost. Die Kosten der 4,3 Kilometer langen Ostumfahrung sind mit 40 Mio. Euro veranschlagt. Die Verkehrsfreigabe soll 2027 erfolgen. [Quelle: Land Niederösterreich

Schwächelnder Handel. Beim diesjährigen Handelstag der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) wurde der Branche aktuell keine gute Lage attestiert – die Wirtschaftsrezession seit 2023 und die schlechte Verbraucherstimmung würden die Nachfrage der Kunden stark bremsen. Die Stimmung sei zu schlecht, als dass die hohen Lohnabschlüsse oder die Abschaffung der kalten Progression zu mehr Ausgaben der Bevölkerung führen würden. Man erwarte sich von der nächsten Bundesregierung „positive Veränderungen“ für die Betriebe wie Lohnnebenkostensenkungen, steuerliche Erleichterungen für Arbeitsstundenaufstockungen, Überstunden und Arbeiten in der Pension.  [Quellen: WKO; Medienberichte]

Atomkraft. Laut einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage ist die Skepsis gegenüber der Kernenergie in Österreich nach wie vor höher als im EU-Schnitt. 22 Prozent der Befragten gaben an, für den Ausbau der Atomkraft zu sein, um die Klimaschutzziele zu erreichen – EU weit sprechen sich 32 Prozent dafür aus. 62 Prozent der Befragten, sowohl in Österreich als auch EU-weit, sprechen sich für den Ausbau von z.B. Wasserkraft, Solar- oder Windenergie aus. [Quelle: Eurobarometer]

Neues Stromnetz-PhD. AIT, APG und TU Wien stellen sechs geförderte PhD-Plätze im neuen Doktoratsprogramm „Power System Security 2030+“, das sich den technischen und marktwirtschaftlichen Herausforderungen für das Stromnetz der Zukunft widmet. [Quelle/Info: PSS2030+]

Deutsche Wirtschaft. Bereits zum vierten Mal in Folge ging der vom Ifo-Institut monatlich erhobene Geschäftsklimaindex für Deutschland im September nach unten. Der Wert sank von 86,6 im August auf 85,4 Punkte. Der negative Ausblick wird auch von der Konjunkturprognose für 2024 der Hans-Böckler-Stiftung bestätigt. Diese wurde von plus 0,1 Prozent nach unten korrigiert und sieht 2024 nur noch eine Stagnation vor, 2025 soll die deutsche Wirtschaft um 0,7 Prozent wachsen. [Quellen: Ifo-Institut; Hans-Böckler-Stiftung

China senkt Zinsen. Die Zentralbank Chinas hat ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt, um die Preise zu stabilisieren, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und den angeschlagenen Immobiliensektor zu stützen. Der Reservesatz wird um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, um Banken mehr Spielraum für die Kreditvergabe zu geben. Auch weitere wichtige Zinssätze werden gesenkt und je nach Lage soll es heuer weitere Senkungen geben. Ein genauer Zeitpunkt für die erste Senkung wurde nicht genannt. [Quelle: Xinhua]

Selektive Agenda:

Ab 9 Uhr, Bad Hofgastein: Gesundheitsminister Rauch nimmt am European Health Forum Gastein „Demokratie, Demografie, Digitalisierung“ teil.

11 Uhr, Wien: Der Ministerrat tagt im Bundeskanzleramt.

11 Uhr, Paris, Frankreich: OECD präsentiert ihren „Interim Economic Outlook“ u.a. mit Generalsekretär Cormann und Chefökonom Pereira. [Live]

Ganztägig, New York, USA: Außenminister Schallenberg reist zur 79. UNO-Vollversammlung an; Rede ukrain. Präsident Selenskyj.

Heute: Ende der Frist für schriftliche Wahlkartenanträge für die NR-Wahl in Österreich. Die persönliche Abholung ist noch bis Freitag (27.9.) um 12 Uhr möglich.

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger folgt FACC-Chef Robert Machtlinger als Präsident des Luftfahrt-Verbands Aviation Industry Austria (AIA). Die DONAU Versicherung bestellt Franz Josef Zeiler zum Stellvertreter des Vorstandes. Die Konferenz der österreichischen privatrechtlichen Universitäten hat Martin Rummel, Rektor der Anton Bruckner Privatuniversität, zum Vorsitzenden des neuen Vorstands bestellt. Er folgt Karl Wöber von der MODUL University Privatuniversität. Heinz Hermann ist neues Vorstandsmitglied der NÖM AG. Er verantwortet die Bereiche Finanzen, Personal und IT. Birgit Kraml ist neue Partnerin und Head of Real Estate bei DLA Piper Österreich.

Geburtstage: Wir gratulieren Laurenz Pöttinger und Markus Ornig zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

Heute, ab 9 Uhr, Wien: „Payments Conference“ der Österreichischen Nationalbank. [Info]

Heute, 12 Uhr, Klagenfurt: Wirtschaftstalk der Kleinen Zeitung mit LR Schuschnig im Hotel Moser-Verdino. [invite only]

Heute, 14:30 Uhr, Wien: Die Bawag lädt zur Podiumsdiskussion „Fachkräfteentwicklung & Finanzbildung: Herausforderungen, Chancen und Zukunftsperspektiven“ u.a. mit Arbeitsminister Martin Kocher, Deputy-CEO-Vorstand Shah. [invite only]

Heute, 18:30 Uhr, Wien: kununu lädt zu „Die Zukunft der Arbeitswelt“ in das kununu Flagship Office am Ring u.a. mit ÖVP-Bundesgeschäftsführer Pröll, Grünen-Arbeitssprecher Koza, SPÖ-Arbeitssprecher Muchitsch, FPÖ-Innovationssprecher Deimek, NEOS-Jugendsprecher Shetty. [invite only; Livestream]

Heute, 19 Uhr, Wien: Ehem. EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hält einen Vortrag zu „Superwahljahr 2024: Auswirkungen auf die Geopolitik“ im Rathaus. [Anmeldung & Livestream]