Morning in Brief

Morning in Brief, 2. September 2024

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Challenge für „Problemschulen“. Anlässlich des Starts des neuen Schuljahres empfiehlt der Think-tank Agenda Austria eine „Austrian Challenge“ für Schulen in Österreich. Vorbild ist eine Schulreform, die 2003 unter dem Titel „London Challenge“ in der britischen Hauptstadt gestartet wurde und die Qualität der Schulen und das Bildungsniveau der Schüler stark verbessert hat. Die Idee ist ein Wettbewerb, in dem Schulen basierend auf einer breiten Datenbasis bewertet und dann individuell unterstützt werden, um zu den besten Schulen aufzuschließen. Gab es in „Problemschulen“ keine Fortschritte wurde das Management ausgetauscht oder Schulen geschlossen. Um sich verbessern zu können, bräuchten Schulen auch mehr individuelle Entscheidungsmacht, so Agenda Austria. [Quelle: Agenda Austria]

Kommentar: Das passiert nach dem 29. September – eine gewagte Prognose
von Gerhard Jelinek

Hinter dem publizistischen Vorhang wird daher schon seit Monaten an irgendeiner Form einer schwarz-rot-pinken „Ampelkoalition“ gebastelt. Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke wäre dann wohl als Finanzminister und Vizekanzler gesetzt (auch wenn die NEOS gern in die Himmelpfortgasse einziehen würden, man wird für sie was anderes finden) Das setzt allerdings voraus, dass die SPÖ unter Andreas Babler nur als Dritte ins Ziel stolpert.

Grafik: Spitzenausgaben im Bildungsbereich stehen in Österreich keinen Spitzenergebnissen gegenüber. Es fließen zwar jedes Jahr Milliarden Euro in das heimische Bildungssystem (Budget 2024: rund 11,5 Mrd. Euro), doch in internationalen Bildungstests wie PISA schneidet Österreich dennoch nur mittelmäßig ab.

Gründungen in Wien. Mit 5.170 neu gegründeten Unternehmen im ersten Halbjahr hat Wien einen Höchststand seit 1993 erreicht. Von Jänner bis Ende Juni stellten zudem 1.618 Wiener Firmen einen Förderantrag bei der Wirtschaftsagentur Wien. Mehr als die Hälfte der eingereichten Projekte haben einen Klimaaspekt, ein Gutteil seien auch Start-ups. [Quelle: Wirtschaftsagentur Wien

Wahlprogramm ÖVP. Die ÖVP will eine Garantie für Kinderbetreuungsplätze und eine Bildungspflicht einführen. Die Grunderwerbssteuer soll gestrichen werden. Zur Finanzierung: durch Neuverhandlung aller Budgetposten, Subventionsbremsen, mehr Effizienz und „leistungsorientiertere“ Sozialleistungen sieht die ÖVP Einsparungspotenzial von zumindest 14,4 Mrd. Euro. Das gesamte Wahlprogramm soll Ende der Woche präsentiert werden. [Quelle: Medienberichte] 

Geldanlage. Österreichische Privatanleger investieren stärker am Kapitalmarkt. Der Anteil von Investmentfonds und ETFs ist im Jahresvergleich um 7 Prozentpunkte auf 29 Prozent gestiegen, wie eine Befragung ergab. Platz 1 mit 58 Prozent: Sparbuch (-5 Prozentpunkte); Platz 2 mit 41 Prozent: Lebens- und Rentenversicherungen; Platz 3 mit 35 Prozent: Tages- und Festgeld. Aktien werden laut der Befragung von 23 Prozent gehalten (+1 Prozentpunkt). [Quelle: J.P. Morgan Asset Management]

Inflation 📉. Die Inflation ist in Österreich im August laut Schnellschätzung auf 2,4 Prozent gesunken – der niedrigste Wert seit April 2021. Im Juli lag die Inflation noch bei 2,9 Prozent. In Österreich wirkten Treibstoffe preisdämpfend. Der für EU-Vergleiche harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im August bei 2,5 Prozent – der Eurozonen-Schnitt bei 2,2 Prozent (Juli: 2,6 Prozent). Eurostat berechnete den HVPI für Deutschland mit 2,0 Prozent – das deutsche Statistikamt wies 1,9 Prozent aus. In Belgien liegt die Inflation mit 4,5 Prozent am höchsten in der Eurozone, in Litauen mit 0,7 Prozent am niedrigsten. Italien: 1,3 Prozent; Frankreich: 2,2 Prozent. [Quelle: Statistik Austria; Eurostat; Analyse EZB-Direktoriums-Mitglied Schnabel

Holz. Die Holzindustrie kämpft in Österreich mit Absatz- und Umsatzverlusten aufgrund der schwachen Baukonjunktur. 2023 ist die Produktionsmenge in der Sägeindustrie um 10 Prozent zurückgegangen, die von Nadelschnittholz sind um 8 Prozent gesunken. Für 2024 rechne man mit einer leichten Erholung. Die Situation bleibt aufgrund stagnierender Verkaufspreise und hoher Kosten aber angespannt. Auch die Forstwirtschaft wies auf gesunkene Preise hin – bei Fichtensägerundholz sei die Grenze von 100 Euro pro Festmeter unterschritten worden. [Quelle: Fachverband Holzindustrie; Land&Forst]

Gasimporte in die EU. Erstmals seit zwei Jahren haben die EU-Staaten in einem Quartal wieder mehr Gas aus Russland importiert als aus den USA. Die EU bezog von April bis Juni 12,7 Mrd. Kubikmeter aus Russland und 12,3 Mrd. aus den USA. Im Quartalsvergleich gingen die Lieferungen aus Russland in der gesamten EU zwar leicht zurück, die aus den USA sanken jedoch stärker. Größter Gaslieferant der EU blieb mit 23,9 Kubikmetern Norwegen. [Quelle: Bruegel

EU-Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenrate in der EU lag im Juli bei 6,0 Prozent und damit unverändert zum Vormonat und zum Juli 2023. Knapp über 13 Mio Menschen waren arbeitslos – ein Rückgang um 72.000 im Jahres- und um 82.000 im Monatsvergleich. In Österreich betrug die Arbeitslosenrate im Juli 5,0 Prozent, nach 5,5 Prozent ein Jahr zuvor. Die höchste Arbeitslosenrate hat Spanien mit 11,5 Prozent, Tschechien mit 2,7 Prozent den niedrigsten. Deutschland: 3,4 Prozent; Frankreich: 7,5 Prozent. [Quelle: Eurostat

Deutsche Industrie. Die deutschen Maschinenbauer melden für Juli bei den Bestellungen ein Minus von 5 Prozent im Jahresvergleich. Das war zwar erstmals seit Oktober 2023 nur ein einstelliger Rückgang, aber bei weitem kein Lichtblick, weil schon der Vorjahresmonat schwach ausgefallen war. Positive Aussichten sehe man weder im Inland noch international. Auch die deutsche Autozuliefererindustrie steckt weiter in der Krise, wie eine Analyse von Unternehmensberatung PwC ergab. Sie würde durch mangelnde Risikobereitschaft Boden gegenüber den chinesischen Konkurrenten verlieren. [Quellen: VDMA, PwC

Deutsches Lithium. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz betonte am Freitag bei einem Besuch im sächsischen Freiberg die Wichtigkeit von Rohstoff-Projekten in Europa. In Freiberg gibt es das zweitgrößte Lithium-Vorkommen in Europa, das bis 2030 gehoben werden soll und das Potenzial hat, Lithium für bis zu 600.000 E-Auto-Batterien pro Jahr zu liefern. Die EU hat das Ziel gesetzt, 10 Prozent der in der EU benötigten kritischen Rohstoffe auch hier zu produzieren. In Serbien sorgte ein geplantes Bergbauprojekt für das größte Lithium-Vorkommen für heftige Proteste. [Quelle: Dt. Bundesregierung]

Selektive Agenda:

Ganztägig: Schulstart in Wien, Niederösterreich und Burgenland

21:05 Uhr, Wien: Bundeskanzler Nehammer (ÖVP) beim ORF-Sommergespräch. Moderation: Martin Thür. [Live]

Ganztägig, Bled, Slowenien: EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nimmt am Bled Strategic Forum „A World of Parallel Realities“ teil. 14:00 Uhr Keynote. [Info & Livestream]

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Peter Erlacher ist für weitere fünf Jahre als operativer Geschäftsführer der Fachhochschule Wiener Neustadt bestellt worden. Gregor Högler und Stefan Grubhofer wurden zu neuen Vorständen von Leistungssport Austria bestellt. Volker Piesczek moderiert ab September bei exxpress die neue News-Sendung „exxpress live“.

Geburtstage: Wir gratulieren Rainer Seele zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

Heute, ab 9:30 Uhr, Wien: Digitalisierung in wissenschaftlichen Museen auf der „CIMUSET Conference“ im Technischen Museum, u.a. mit Staatssekretärin Plakolm. [Info]

Heute, ab 19 Uhr, Wien: APA-Bieriger in der Stiegl Ambulanz im Alten AKH. [invite only]

Wochenvorschau: Salon Zukunftskultur im MQ Wien; AIES Transatlantic Talks; Buchpräsentation Christoph Wiederkehr im Filmquartier Wien; Ars Electronica Festival in Linz; Green Peak Festival am Erste Campus Wien. [Info]