Morning in Brief

Morning in Brief, 11. September 2024

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Gregor Plieschnig und Sara Grasel – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Bildungssystem im Vergleich. Die OECD hat in der Studie „Bildung auf einen Blick“ wieder die Bildungssysteme von 40 Ländern verglichen. Für Österreich bleibt wie bisher der Befund hoher Ausgaben. Pro Kopf lagen die Bildungsausgaben in Österreich 2021 kaufkraftbereinigt von der Volksschule bis zur Hochschule durchschnittlich bei 16.734 Dollar – gerechnet ohne Forschungsausgaben an Hochschulen. In der gesamten OECD lag der Schnitt bei 12.818 Dollar. Der Anteil der Bildung an den an den öffentlichen Gesamtausgaben lag bei 7,4 Prozent und damit unter dem OECD-Schnitt von 9,1 Prozent. Die Ausgaben für die 3- bis 5-Jährigen gemessen am BIP lagen ebenfalls unter dem Schnitt. In Österreich müssen mehr Schüler Klassen wiederholen, dafür gibt es vergleichsweise kleine Klassen. [Quelle: OECD-Bericht

Kommentar: Klimaschutz braucht mehr Vermögen
von Elisabeth Zehetner

Die linke Degrowth-Bewegung und rechte „Festungs“-Politiker haben eine große Gemeinsamkeit: ein schräges Verständnis von Wirtschaft. Sie leben in einer Nullsummen-Welt, in der einer nur das haben kann, was anderen weggenommen wird. Die einen fordern eine klimasoziale Transformation, die durch mehr Verteilung („Millionärssteuern“) finanziert wird. Die anderen fordern Protektionismus, um den eigenen Wohlstand zu sichern. Beides sind Irrwege.

Grafik: Trotz Corona-Krise, Ukraine-Krieg und Rekordteuerung wuchs das real verfügbare Einkommen der heimischen Haushalte leicht. Umfassende staatliche Hilfsprogramme und starke Lohnerhöhungen federten die Krisenfolgen ab. Für 2024 und 2025 rechnet das WIFO mit spürbar steigenden Haushaltseinkommen. 

Ineffiziente Klimaförderungen. Der „Climate Hub“ im Finanzministerium hat staatliche Förderungen analysiert und weist auf deutliche Ineffizienzen hin. Umweltförderungen haben an Kosteneffektivität verloren – die Kosten für die CO2-Reduktion werden immer teurer. Der Anteil an Förderungen an den gesamten umweltfreundlichen Investitionen des Landes stieg von weniger als 20 Prozent im Jahr 2020 auf zuletzt rund 40 Prozent. Die Förderquote liege zudem 0,8 Prozentpunkte über dem EU-Schnitt und müsse angepasst werden, so das BMF. „Trotz erheblicher Erhöhung des Förderbudgets im Klima- und Energiebereich erzielen die Mittel oft nicht die gewünschte Wirkung“, so Finanzminister Magnus Brunner. [Quelle: Pressegespräch; Aussendung]

EU-Kommission. Die für heute geplante Vorstellung des neuen Teams der EU-Kommission durch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen muss auf nächste Woche Dienstag verschoben werden. Grund sei die Nachnominierung der slowenischen Kandidatin, die erst offiziell bestätigt werden muss. Der geplante Amtsantritt der neuen Kommission mit 1. November scheint sich kaum mehr ausgehen zu können. [Quelle: EU-Parlament; Medienberichte]

Automarkt. Im August ist die Zahl der neu zugelassenen Pkw in Österreich deutlich zurückgegangen. Mit 17.115 Fahrzeugen wurden um 8,9 Prozent weniger zugelassen als im August des Vorjahres. Vor allem bei Diese-Autos (-36,5 Prozent) und E-Autos (- 21,4 Prozent) gab es deutliche Rückgänge. Um 11,5 Prozent mehr Zulassungen gab es bei Benzin-Hybrid-Pkw und bei Benzin-Pkw ein Plus von 3,4 Prozent. Laut Medienberichten plant die EU, die Strafzölle für in China produzierte E-Autos von Tesla und mehreren chinesischen Herstellern leicht zu senken, sofern diese mit EU-Behörden zusammenarbeiten. [Quellen: Statistik Austria, Reuters

Öl-Nachfrage. Die OPEC hat ihre Prognosen für die weltweite Ölnachfrage minimal nach unten korrigiert. Sie geht jetzt für 2024 von einer durchschnittlichen Nachfrage von 104,2 Mio. Barrel pro Tag aus (zuvor 104,3 Mio. Barrel). Für 2025 bleibt die Prognose mit rund 106 Mio. Barrel pro Tag nahezu unverändert. Angesichts der schwachen Nachfrage am Weltmarkt, will die OPEC die reduzierte Gewinnung von Rohöl um zwei Monate verlängern, eigentlich sollte sie mit Ende Oktober auslaufen. [Quelle: OPEC

Deutsche Wirtschaft. In Deutschland dürfte die Zahl der Insolvenzen heuer um 21 Prozent ansteigen, so der Kreditversicherer Allianz Trade. Bereits 2023 stieg die Zahl der Insolvenzen um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem der Einzelhandel und das Baugewerbe seien betroffen. Gleichzeitig sieht die Industrie im Land den Standort Deutschland immer stärker unter Druck. Rund ein Fünftel der industriellen Wertschöpfung sei bedroht, heißt es in einer Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). [Quelle: BDI

Britischer Leitzins. In Großbritannien verdichten sich die die Hinweise auf eine Senkung des Leitzinses: Das nachlassendes Lohnwachstum bietet der Notenbank in Großbritannien nach der Zinswende vom Sommer Spielraum für eine weitere Lockerung im Herbst. Die Grundgehälter lagen in den Monaten Mai bis Juli laut Statistikamt um 5,1 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr – der niedrigste Wert seit Mitte 2022. Die Bank of England entscheidet am 19. September wieder über den Leitzins. [Quelle: ONS

Chinesischer Außenhandel. Die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft sind im August stärker als erwartet gewachsen. Die Ausfuhren stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 8,7 Prozent auf umgerechnet 309 Mrd. Dollar (279,82 Mrd. Euro). Damit haben die chinesischen Exporte den fünften Monat in Folge zugelegt. Die Importe erhöhten sich um 0,5 Prozent. Analysten hatten zuvor ein Exportplus von 6,6 Prozent erwartet, während sie von einem Anstieg der Importe um 2,5 Prozent ausgingen. [Quelle: Medienberichte] 

📋 Wahlprogramm-Check: 5 wirtschaftspolitische Ideen von …

Selektiv hat sich die Wahlprogramme der im Parlament vertretenen Parteien in Österreich angesehen und fasst jeweils fünf wirtschaftspolitische Ideen aus diesen Programmen zusammen. Den Beginn macht die Partei NEOS.

Selektive Agenda:

9 Uhr, Wien: Die SPÖ präsentiert ihr Wahlprogramm für die Nationalratswahl

10 Uhr, Wien: Bundespräsident Van der Bellen empfängt den slowakischen Präsidenten Pellegrini in Österreich.

14:30 Uhr, Wien: Bundeskanzler Nehammer empfängt den griechischen Premier Mitsotakis in Österreich.

Ganztägig, Manila, Philippinen: EU-Haushaltskommissar Hahn trifft Regierungsvertreter und Investoren zum Thema EU-Anleihen (bis 13.9.).

Selektives Networking:

Geburtstage: Wir gratulieren Stefan Borgas zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

Heute, ab 9 Uhr, Graz: Die Caritas Steiermark lädt zum Kongress forumZUKUNFT in den Steiermarkhof. [Info]

Heute, ab 11 Uhr, Wien: Beginn der Kunstmesse „Parallel Vienna“ (bis 15.9.) im Otto-Wagner-Arial. [Info]

Heute, 13 Uhr, Wien: Eröffnung „Wiener Elektro Tage“ (bis 15.9.) am Heldenplatz u.a. mit Wirtschaftsminister Martin Kocher, Finanz-StR Peter Hanke. [Info]

Heute, 13 Uhr, Wien: Forum Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) in den Hofstallungen, Museumsquartier. [Info]
– 18 Uhr: Gala u.a. mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Wirtschaftsminister Martin Kocher.