Morning in Brief

Morning in Brief, 10. April 2025

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Christoph Hofer und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

USA kündigen Zollpause von 90 Tagen an. Mit 15. April wird die EU Zölle in der Höhe von 25 Prozent auf Sojabohnen, Kleidung sowie Eisen-, Stahl- und Aluminiumwaren aus den USA und für andere US-Waren 10 Prozent-Zölle einheben. Die Mitgliedsstaaten haben sich auf diese Reaktion auf die US-Zölle auf Stahl- und Aluminium geeinigt, nachdem der Vorschlag einer beschränkten Freihandelszone von den USA abgelehnt wurde. Indes hat China angekündigt, Zölle auf US-Importe auf 84 Prozent zu erhöhen, nachdem US-Präsident Donald Trump davor Zölle in der Höhe von 104 Prozent auf chinesische Importe verkündet hat. Als Reaktion auf die Ankündigung Chinas erhöhte Trump einerseits die US-Zölle gegenüber China auf nunmehr 125 Prozent. Andererseits verkündete Trump, dass jene Länder, die keine Gegenreaktion setzen 90 Tage lang „nur“ einen 10-Prozent-Zoll zu zahlen hätten – statt der in vielen Fällen bisher deutlich höheren „reziproken“ Zölle der USA. Die Prognosen für die heurige Inflation wurden indes weltweit von 3,9 Prozent auf 4 Prozent erhöht, 2026 soll die Teuerung 3,9 Prozent betragen. In Nordamerika wird eine Rate von 3,2 Prozent prognostiziert, vor einem Quartal wurde noch mit 2,6 Prozent gerechnet. [Quellen: EU-Kommission, Xinhua, Trump auf Truth Social, Medienberichte, Ifo-Institut

Österreich als „Tor zu Osteuropa“ zieht noch immer
Interview mit René Tritscher

„Wir sind kein Niedriglohnland und das werden wir auch nicht mehr“, sagt René Tritscher, Geschäftsführer der Austrian Business Agency, die ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung in Österreich berät. Der Standort konkurriere nicht mit Niedriglohnländern, sondern eher mit nördlichen EU-Staaten. Österreich würde noch immer in vielen Punkten gut abschneiden. „Es geht dabei um Fragen ausreichend qualifizierter Fachkräfte und nicht nur der Lohnkosten, sondern des gesamten Preis-Leistungs-Verhältnisses – was zahle ich als Unternehmen in einen Standort ein und was bekomme ich heraus“, so Tritscher.

Grafik (von Christoph Hofer): Österreich verzeichnet in den letzten Jahren einen der höchsten Anstiege an Insolvenzen in der Europäischen Union. Lediglich Ungarn, die Niederlande, Frankreich und Griechenland zeigen seit 2021 eine dynamischere Insolvenzentwicklung. In Dänemark fiel die Insolvenzentwicklung innerhalb der EU am positivsten aus. Auch 2025 droht Österreich ein weiteres Insolvenzrekordjahr. Im ersten Quartal wurden bereits 1.134 Unternehmensinsolvenzen eröffnet, ein Plus von 3,94 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Rekord-Pleite jahr 2024. Besonders betroffen waren zuletzt Unternehmen in der Immobilienbranche. [Quelle: Eurostat, dieSubstanz.at, AKV]

Erneuerbare Energie-Ausbau als Jobmotor. Allein für die Umsetzung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) braucht es entlang der Wertschöpfungskette zwischen 2021 und 2032 insgesamt 254.000 Vollzeitäquivalente in Österreich, so eine Analyse. Das EAG sieht vor, dass die Stromversorgung der Republik bis 2030 vollständig auf erneuerbare Energiequellen umgestellt wird. Innovationen in Photovoltaik und Wasserkraft würden dabei vor allem bei der Wertschöpfung im Inland bleiben, Windenergie würde aber ins Ausland fließen. Generell wird von den Wissenschaftlern mehr Fokus auf die Arbeitsmarktmöglichkeiten der Branche empfohlen. [Quelle: Pressekonferenz]

Regierungsklausur – Zuverdienst zum Arbeitslosengeld entfällt. Die gestern Nachmittag zu Ende gegangene Regierungsklausur brachte einige inhaltliche Ankündigungen. Unter anderem entfällt die Möglichkeit des Zuverdienstes neben dem Arbeitslosengeld. Für ältere Arbeitnehmer soll es weiterhin möglich sein, sechs Monate lang dazu zu verdienen. Qualifizierte Zuwanderung solle weiter forciert werden. Pflegeberufe wurden in die Schwerarbeitspensionsregelung aufgenommen. Geeinigt wurde sich auch auf ein Arbeitsprogramm bis zum Sommer. [Quelle: Medienberichte]

Industrie-Appell für niedrigere Energiekosten. Die heimische Industrie pocht in Anbetracht der immer noch hohen Energiepreise auf eine Senkung des Kostendrucks, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Angesichts der aktuellen geopolitischen Dynamiken und steigenden Kosten für Arbeit, Energie und Bürokratie braucht es entschlossenes Handeln für einen starken Standort und eine nachhaltige Sicherung der Arbeitsplätze. [Quelle: Industriellenvereinigung]

Bankenergebnisse im Vorjahr gesunken. Das Jahresergebnis der heimischen Kreditinstitute sank im Vorjahr um 8,5 Prozent auf 11,5 Mrd. Euro. Die Betriebserträge dagegen stiegen im Vergleich zu 2023 um 0,4 Mrd. Euro bzw. 1 Prozent, Grund sei vor allem ein erneuter Anstieg beim Zinsergebnis. [Quelle: OeNB]

Mehr Autozulassungen. Neuzulassungen für Pkw sind im ersten Quartal 2025 um 4,4 Prozent auf 66.017 Autos im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Besonders gestiegen ist dabei der Anteil der E-Autos mit einem Plus von 31,2 Prozent. Insgesamt betrug der Anteil an Autos mit alternativen Antrieben 54,7 Prozent, ein Plus von 26,8 Prozent. Zwei Drittel der neuen Pkw wurden von Firmen angekauft. [Quelle: Statistik Austria | Grafik: Interesse an Elektroauto-Kauf nimmt ab

Heimischer Wohnungsmarkt schrumpfte 2024. Die Verbücherungen für Wohnimmobilien gingen im Vorjahr um 3.320 auf 33.333 Einheiten zurück, nach einem starken Rückgang bereits 2023. Für heuer wird eine Beruhigung erwartet, niedrigere Zinsen und Inflation, höhere Einkommen sowie Erleichterungen bei der Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühr sorgten in den letzten Monaten des Vorjahres für eine etwas stärkere Nachfrage, dieser Trend solle sich heuer fortsetzen. [Quelle: Remax

EU bewilligt weiteres Ukraine-Darlehen. Die EU zahlt der Ukraine ein Darlehen in der Höhe von einer Mrd. Euro aus, das mit Zinserträgen aus der Verwahrung von eingefrorenem Staatsvermögen Russlands in der Union zurückgezahlt wird. Die Unterstützung ist Teil einer Initiative der G7, welche bis 2027 rund 45 Mrd. Euro neue Hilfszahlungen vorsieht. [Quelle: EU-Kommission

CDU/CSU und SPD einigen sich auf Koalitionsabkommen. Die Union und die Sozialdemokraten haben sich sechs Wochen nach der Bundestagswahl in Deutschland auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Schwerpunkte sind die Ankurbelung der Wirtschaft, Dämpfung der Energiepreise, eine Arbeitsmarktreform, strengere Asylregeln sowie ein Ausbau der Verteidigungsfähigkeit. Auch die Sanierung und der Ausbau der Infrastruktur, für die bereits ein Sondervermögen beschlossen wurde, soll eine zentrale Anstrengung sein. Der Vertrag muss noch formell von den Parteien CDU, CSU und SPD gebilligt werden, eine Angelobung wäre Anfang Mai möglich. [Quellen: ZDF, Pressekonferenz] 

Schlechtere Stimmung in deutscher Wirtschaft. Die Stimmung unter deutschen Managern von börsennotierten Unternehmen ist von plus 1,09 auf plus 0,61 Zähler gesunken, nachdem sie sich davor drei Monate lang aufgehellt hatte. Vor allem die schwache Nachfrage und die Turbulenzen an den Märkten würden die Stimmung drücken. [Quelle: Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung]

Indien senkt Leitzins. Als Reaktion auf die Zollpolitik der USA und zur Ankurbelung der sich abkühlenden Wirtschaft, hat die indische Notenbank den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 6 Prozent gesenkt. Das ist die zweite Senkung in Folge, die Notenbank zeigte sich auch offen für weitere Maßnahmen, um die Wirtschaft zu stützen. [Quelle: Reserve Bank of India]

Selektive Agenda:

Straßburg, Frankreich: Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (bis 11. April) [Info]

9:00 Uhr, Wien: Bundesratssitzung

9:00 Uhr, Wien: Statistik Austria veröffentlicht Produktionsindex Februar

14:00 Uhr, Brüssel: Treffen der „Koalition der Willigen“ im NATO-Hauptquartier [Info]

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Bernhard Köck ist neuer Partner der Kanzlei CHG Czernich. Andreas Schieder ist zum Vorsitzenden des europäischen Bahnforums gewählt worden. Marlene Ropac ist neue Präsidentin des Filmarchiv Austria. Jürgen Sild wurde als Geschäftsführer der Bestattung Wien wiederbestellt. Othmar Frühauf wird neuer Finanzchef der ÖBB Personenverkehr. Josef Pröll wurde als neuer ÖFB-Verbandschef nominiert.

Geburtstage: Wir gratulieren Stefan Fürnsinn zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

ab 10:00 Uhr, Wien: „Handelskolloquium“ des Handelsverbands mit u. a. Sozialministerin Schumann, IHS-Chef Bonin, EcoAustria-Direktorin Köppl-Turyna, Rewe-CEO Haraszti [Infos]

18:00 Uhr, Wien: Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein lädt zur Top Speakers Lounge „Innovationen für die Energiewende“ u. a. mit Susanna Zapreva-Hennerbichler (Verbund), Barbara Schmidt (Oesterreichs Energie), Petra Stuiber (Der Standard) [Infos]

18:00 Uhr, Wien: Der Handelsverband lädt zum Empfang des österreichischen Handels mit Verleihung des Österreichischen FMCG-Awards in das Schloss Schönbrunn u.a. mit Sepp Schellhorn, Marcel Haraszti, Roman Koch, Karin Saey und Nicole Reitinger [Infos]

Sie haben diesen Newsletter weitergeleitet bekommen?