Morning in Brief

Morning in Brief, 1. Oktober 2024

Guten Morgen Österreich!

Wir begrüßen Sie bei unserem wirtschaftspolitischen Briefing um 7 Uhr! Heute zusammengestellt und editiert von Sara Grasel und Gregor Plieschnig – wir melden uns aus Wien.

News – das müssen Sie heute wissen:

Rezession. Die Statistik-Austria hat die negative Konjunkturentwicklung für 2023 weiter nach unten korrigiert. Die Wirtschaft in Österreich ist im Vorjahr inflationsbereinigt um ein Prozent geschrumpft und nicht, wie nach bisherigen Prognosen, um 0,8 Prozent. Vor allem die Baubranche gab in der rückblickenden Analyse mit 7,5 Prozent Minus stärker nach als vorerst gedacht. Die Industrie ging um 1,8 Prozent zurück. Die Statistik Austria revidierte die Daten zum BIP-Wachstum rückwirkend bis zum Jahr 2014 – bis 2022 war die Wirtschaftsentwicklung etwas besser als bisher angenommen. Im Dezember soll dazu eine genauere Analyse erscheinen. [Quelle: Statistik Austria

Kommentar: Wien hat gewählt. Vienna wählt – alles anders und doch vieles gleich.
von Gerhard Jelinek

Ich filme derzeit (habe natürlich per Briefwahl vorab meine Stimme abgegeben) für eine ORF-Dokumentation in einem knappen Dutzend Orten mit dem Namen „Vienna“ im amerikanischen Heartland. Die Probleme ähneln den Wahlmotiven in Österreich. Es ist die illegale Masseneinwanderung, es sind die hohen Preise, besonders beim Benzin (rund 85 Cent pro Liter) und es ist die Drogenwelle, die über die USA schwappt und wie unser Hochwasser Landstriche verheert.

Grafik: 93 von 183 Mandaten. Bis heute stellt dies die knappste Regierungsmehrheit der zweiten Republik dar. Erreicht wurde sie zweimal, 1971 und 1975, von den SPÖ-Alleinregierungen Kreisky II und III. Direkt zuvor, 1970, gab es die erste Minderheitsregierung, Kreisky I, welche durch Stützung der FPÖ zustande kam.

Mandat verschoben. Nach der Montags-Runde der Wahlkartenauszählung verschiebt sich ein Mandat von der ÖVP zur FPÖ – durch die weitere Auszählung am Donnerstag könnte es wieder zurückfallen: FPÖ 57 Mandate (+26), ÖVP 51 (-20), SPÖ 41 (+1), NEOS 18 (+3) und die Grünen 16 (-10).  [Quelle: BMI]

SPÖ-Sondierungsteam. Die SPÖ hat sich bereits gestern beim Treffen des Parteipräsidiums auf ein fünfköpfiges Team für etwaige Sondierungsgespräche geeinigt: Andreas Babler, die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, Klubobmann Philip Kucher, Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner und ein hochrangiger Vertreter der Gewerkschaft an – ÖGB-Chef Wolfgang Katzian oder FSG-Chef Josef Muchitsch. ÖVP, NEOS und Grüne kommen heute zusammen, um das Wahlergebnis zu analysieren – die FPÖ hat auf Mittwoch verschoben. [Quelle: Medienberichte; Livestream]

Lohnverhandlungen starten. Heute beginnen die Herbstlohnrunden. Den Anfang macht der private Gesundheits- und Sozialbereich, der mit den Forderungen der Gewerkschaften GPA und vida für 130.000 Beschäftigte in die Verhandlungsrunden startet. [Quelle: GPA]

Stromimport. Zum ersten Mal im heurigen Jahr musste Österreich im August Strom importieren, wie die Auswertung der Monatswerte der Austrian Power Grid (APG) zeigt. Der extrem trockene Sommer führte im August dazu, dass die Stromproduktion durch Wasserkraft mit minus 20 Prozent so stark zurück ging, dass Österreich Strom aus dem Ausland zukaufen musste. Die Diversifizierung und vor allem der Ausbau der Netzinfrastruktur müsse deshalb forciert werden, um Spitzen besser abfangen und schwächeren Output ausgleichen zu können. [Quelle: APG

Unwetter-Folgen. Laut der Wirtschaftskammer Niederösterreich sind im Bundesland 600 bis 800 Betriebe von den Folgen der Unwetterkatastrophe betroffen. Der monatelange Ausfall der neuen Westbahnstrecke und die dadurch verringerte Zugkapazität würde die Versorgungssicherheit für Unternehmen zwar nicht beeinträchtigen, wie die Industriellenvereinigung (IV) auf Nachfrage der APA betonte, sie würde aber für „zusätzliche Herausforderungen“ sorgen. [Quellen: WKNÖ; Medienberichte] 

EU-Förderungen. Österreich hat bei der EU-Kommission die nächsten Tranchen der Fördergelder aus dem EU-Aufbauplan beantragt, der die Wirtschaft nach der Corona-Pandemie wieder ankurbeln soll. Insgesamt 1,6 Mrd. Euro sollen in Investitionsinitiativen in den Bereichen Gesundheit, Kreislaufwirtschaft, Besteuerung und Ausstieg aus fossilen Heizsystemen fließen. [Quelle: EU-Kommission]  

E-Auto-Strafzölle. Die 27 EU-Länder sollen nach übereinstimmenden Diplomatenangaben am Freitag über die Vorschläge der EU-Kommission abstimmen, für aus China importierte Elektroautos zusätzliche Zölle in Höhe von bis zu 36,3 Prozent zu verhängen. Deutschland und auch Spanien hatten sich zuletzt noch für eine Verhandlungslösung eingesetzt. Mario Draghi, der gerade erst für die EU-Kommission einen Bericht über notwendige Reformen für die Union verfasst hat, mahnte inzwischen in Brüssel zur Besonnenheit im Handelsstreit – man dürfe nicht in den Protektionismus zurückfallen. [Quelle: Medienberichte] 

Deutsche Wirtschaft. Die schlechte Lage der deutschen Wirtschaft nimmt den Unternehmen immer mehr den Spielraum ihre Preise anzuheben. Die Preiserwartungen insgesamt sanken im September laut Ifo-Institut auf 13,8 Punkte, nach 16,1 Zählern im August, und damit auf den niedrigsten Wert seit Februar 2021. Damit dürfte die Inflation in Deutschland weiter sinken. Im September ist diese laut Statistischem Bundesamt bereits auf 1,6 Prozent zurückgegangen. [Quellen: Ifo-Institut; Statistisches Bundesamt

Inflation Italien. Die Teuerungsrate in Italien ist im September auf 0,8 Prozent im Jahresvergleich zurückgegangen, wie das Statistikamt Istat am Montag bekanntgab. Im Vormonat hatte die Inflationsrate bei 1,2 Prozent und im Juli bei 1,6 Prozent gelegen. [Quelle: Istat

Japanische Wirtschaft. Die japanische Wirtschaft erholt sich laut Bank of Japan (BoJ) weiter. Im dritten Quartal ist das Geschäftsklima wie erwartet in der Großindustrie mit 13 Punkten stabil geblieben; im Dienstleistungssektor gab es eine Verbesserung um einen Punkt auf 34 Punkte – erwartet wurden nur 32. Industrieunternehmen rechnen im nächsten Quartal mit einer Verbesserung, Dienstleistungsunternehmen mit einer Verschlechterung. Der vierteljährliche Tankan-Bericht der BoJ gehört zur Basis ihrer Geldpolitik. Die nächsten Sitzung der BoJ findet am 30. und 31. Oktober statt. [Quelle: BoJ]

Selektive Agenda:

Ab 9 Uhr, Wien: Gremiensitzung der NEOS in der NEOSphäre.

Ab 9 Uhr, Frankfurt, Deutschland: Gemeinsame Konferenz
EZB, US-Notenbank Fed und Bank of Canada: Expectations Surveys, Central Banks and the Economy. (bis 2.10.)

Ab 10 Uhr, Wien: Bundesparteivorstand der ÖVP.

10 Uhr, Brüssel: Amtsantritt des neuen NATO-Generalsekretärs Mark Rutte.

11 Uhr, Wien: Verfassungsministerin Edtstadler, Sozialminister Rauch beim Verfassungstag im Verfassungsgerichtshof u.a. mit UNO-Menschenrechtskommissar Türk.

Ab 11:30 Uhr, Wien: Grüner Bundesvorstand nach der Wahl im Parlamentsklub.

Selektives Networking:

Jobwechsel und Karriereschritte: Reinhard Schwendtbauer tritt im Laufe des Jahres die Nachfolge von Heinrich Schaller als Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich an. Nikolaus Berlakovich, Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, wurde am Freitag zum 1. Vizepräsidenten des Europäischen Bauernverbands (COPA) gewählt. Markus Raunig, Vorstandssprecher der Ottakringer Getränke AG, ist ab sofort auch Geschäftsführer der Brauerei sowie ihrer Veranstaltungs- und Handelsunternehmen. Er löst Harald Mayer ab, der die Brauerei seit 2021 leitete. Christopher Müller steigt mit Jänner 2025 in Geschäftsführung von Müller Transporte ein. Barbara Ribal ist neue Direktorin für Information & Grading bei Acredia.

Geburtstage: Wir gratulieren Klara Motter und Kristina Inhof zum Geburtstag.

Sehen & gesehen werden:

Heute, ab 17 Uhr, Wien: Vortrag des Hayek Instituts „Wo endet das Mandat der EZB?“ mit Wirtschaftsökonomen Unger. [Info]

Heute, ab 18 Uhr, Wien: Auftakt der „Pink Ribbon Aktion“ mit u.a. Gesundheitsminister Rauch anlässlich des internationalen Brustkrebs-Tages der Österreichischen Krebshilfe im Park Hyatt Vienna. [Info]