Warum Donald Trump für Blau-Schwarz so wichtig ist
Rainer Nowak ist österreichischer Journalist und Ressortleiter für Wirtschaft und Politik bei der „Kronen Zeitung“. Zuvor war Nowak Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer der Tageszeitung „Die Presse“.
Die Erwartungshaltung vor dem Einzug des neuen alten US-Präsidenten ist enorm: Die einen schaudert es schon freudig, die anderen hoffen – gar nicht so insgeheim.
Noch selten zuvor wurde ein vermeintlicher Bösewicht so verängstigt bis sehnsüchtig erwartet. Wenn Donald Trump am 20. Jänner bei gewohnter Eiseskälte auf die Bibel schwört, soll sich die Welt mit scharfer Zäsur ändern. Darin sind sich seine vielen Gegner und seine wenigen Anhänger einig. Von Krieg gegen Dänemark wegen Grönland über Woke-Verbot in der Christopher Street und Bitcoin-Bezahlungspflicht bis zum Weltfrieden reichen die Erwartungen von Feind und Freund.
Im kleinen Österreich ist der Blick nach Washington besonders aufgeregt. Herbert Kickl träumt vom Staatsbesuch als künftiger Bundeskanzler im Oval Office wie Sebastian Kurz, nur diesmal mit strammer Gesinnung. Im großen Deutschland gilt der Nicht-Kontakt zu Trump als Kollateralnutzen bei einer Wahlniederlage von Olaf Scholz. Tatsächlich hat der Wechsel im Weißen Haus unmittelbare Auswirkungen auf die Zukunftschancen mancher europäischer Staatskanzleien.
Auch hier wieder in besonderer Ausprägung in Österreich: Blau-Schwarz wird am Ukraine-Krieg, also an den europäischen Wirtschaftssanktionen gegen Russland und der Unterstützung für die Ukraine eher zerschellen als an Sparpaketen oder der Asylpolitik. Wenn Trump seine großspurigen Ankündigungen, den Krieg in der Ukraine zu beenden, wahr macht oder zumindest einen Friedensprozess in Gang setzt, erkaltet auch in der Wiener Regierung ein wichtiger Konfliktherd.
Anders die Wirtschaft: Führt Trump wie angekündigt seine Strafzölle auf europäische Waren ein und zettelt einen Wirtschaftskrieg gegen Europa und damit die verhältnismäßig ausgeprägte Exportwirtschaft Österreichs an, kostete das die neue Regierung Wirtschaftswachstum, das sie dringend brauchen würde. Vielleicht träumt mancher in der FPÖ auf einen Separatfrieden in einem Handelskrieg mit den USA – vielleicht hilft Elon Musk auf Vermittlung der deutschen AfD dabei. Wie man weiß, träumt Trump von den österreichischen Wäldern: Kanzler Kickl könnte ihn in die steirischen, niederösterreichischen oder Salzburger einladen, wo die FPÖ (mit)regiert.