Staatliches Micromanagement verhindert die besten Lösungen
Sara Grasel ist Chefredakteurin von Selektiv. Sie ist seit fast 20 Jahren Wirtschaftsjournalistin mit Stationen bei „Die Presse“, Trending Topics und brutkasten. Zuletzt war sie Chefredakteurin der Magazine der Industriellenvereinigung.
Am Montag lud der Bundeskanzler zu einem Autogipfel ins Kanzleramt, um zu diskutieren, wie wir aus dem Verbrenner-Verbot der EU wieder herauskommen. Natürlich gab es bereits davor viel Häme: typisch, die ÖVP hält an überholten Technologien fest. Eh klar, die wollen alle weiterhin in ihren Diesel-SUV den täglichen Einkauf erledigen, so das Klischee. Dabei geht es um etwas ganz anderes: wir wissen einfach nicht, was 2035 die beste Technologie sein wird und wenn wir das jetzt politisch festschreiben, wird sich auch niemand die Mühe machen, darin zu investieren, es herauszufinden. Ökonom und Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein brachte es nach dem Autogipfel auf den Punkt: Wenn die Politik nicht nur die Ziele definiert, sondern auch den Weg dahin vorgibt, sei das „unintelligente Regulierung“.
Schlauer wäre: die Politik gibt ein Ziel vor, zum Beispiel eine bestimmte Reduktion der Emissionen in einem konkreten Sektor, und Wissenschaft und Unternehmen arbeiten daran, die Erreichung des Ziels möglich zu machen. Es sei die „Demut“ der Wissenschaft, nicht schon jetzt zu wissen, welche der Technologien, die teilweise erst in ein paar Jahren marktreif sein werden, die beste ist. Diese Entwicklung zuzulassen hat auch viel mit Vertrauen zu tun – Vertrauen in mündige Wissenschaftler und mündige Entscheidungsträger in Unternehmen. Micromanagement hemmt nicht nur in Unternehmen das Vorankommen, nämlich dann, wenn Manager ihren Fachexperten nicht vertrauen, den besten Weg zur Erreichung eines Ziels zu finden. Micromanagement ist auch fatal, wenn es vom Staat betrieben wird. Der Staat sollte die Grundregeln vorgeben und innerhalb dieser Regeln für möglichst viel Freiheit sorgen.
Gleichzeitig plädiert Helmenstein auch dafür, nicht nur die erstbeste Lösung gelten zu lassen, sondern auf einen Mix zu setzen. Denn, das wird ganz gerne vergessen, 2035 werden noch immer Millionen Verbrenner auf europäischen Straßen unterwegs sein und es wäre klug für die Erreichung der Klimaziele, wenn sie möglichst effizient und mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden können. Österreich kann als forschungsintensives Land – wir gehören zu den Spitzenreitern bei der Erfinderdichte im Automobilbereich – sicher einiges dazu beitragen, was ganz nebenbei auch Arbeitsplätze sichert und Wirtschaftswachstum bringt.