Wohin mit dem Geld? von Monika Rosen

Schmiert der Ölpreis weiter ab?

7. Januar 2025Lesezeit: 3 Min.
Kommentar von Monika Rosen

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.

Nach zwei Jahren in Folge, in denen der Ölpreis per Saldo gefallen ist, startet Rohöl heuer mit steigenden Kursen. Schon in der Neujahrswoche ging es je nach Sorte zwischen drei und fünf Prozent nach oben. Dennoch gibt es fundamentale Gründe für einen eher schwachen Ölpreis, und zwar sowohl auf der Produzenten- als auch auf der Konsumentenseite.

Was die Ölnachfrage betrifft, so ist vor allem das Wirtschaftswachstum in China zu nennen, das fünf Jahre nach Ausbruch der Covid-Pandemie immer noch nicht so recht in Gang kommen will. Zwar hat die Führung in Peking umfangreiche Stimulierungsmaßnahmen angekündigt, zuletzt erst um den Jahreswechsel. Diese Pakete scheinen aber nicht ausreichend zu sein, um der Konjunktur den nötigen Schwung zu verleihen. So verfehlten sowohl die Industrieproduktion als auch die Umsätze im Einzelhandel im Dezember die Erwartungen. Das heißt, weder das produzierende Gewerbe noch der private Konsum können viel zum Aufschwung beitragen. Außerdem befindet sich der Immobilienmarkt immer noch im Krisenmodus. Ein stotternder Konjunkturmotor in China schlägt massiv auf die Ölnachfrage durch – und damit natürlich auch auf den Ölpreis.

In den letzten Jahrzehnten war China allein für fast 50 Prozent des jährlichen Zuwachses beim Ölverbrauch verantwortlich. Seit dem Vorjahr ist diese Quote stark rückläufig, aktuell befindet sie sich bei weniger als der Hälfte. Das ist natürlich nicht nur auf die maue wirtschaftliche Lage zurückzuführen. Auch der Boom der E-Autos unterstützt den Trend weg von fossilen Energieträgern. Im Verlauf des Vorjahres hat der Anteil von E-Autos bei den Neuwagenverkäufen in China bereits an der Marke von 50 Prozent gekratzt.

Auf Seiten der Produzenten hat die Opec, und die mit ihr verbündeten Länder wie Russland, große Anstrengungen unternommen, den Ölpreis durch Förderkürzungen zu stabilisieren. Die Organisation hat seit 2022 die Produktion immer wieder gedrosselt, um den Auswirkungen der schwächelnden Ölnachfrage zu begegnen. Wiederholt wurde in der Vergangenheit darüber spekuliert (und diskutiert), ab wann diese Kürzungen rückgeführt werden könnten. Bis jetzt hat man sie aber nicht angetastet. Aus Sicht der Produzenten scheint diese Vorgangsweise auch geraten. Schätzungen gehen davon aus, dass der Ölpreis auf 40 Dollar fallen könnte, würde die Opec die Förderkürzungen aufheben.

Und da wäre dann natürlich noch Donald Trump. Der neue, alte US-Präsident gilt als großer Befürworter fossiler Brennstoffe. Schon jetzt befindet sich die US-Ölförderung auf einem Rekord, unter Trump wird sich daran wohl nichts ändern. Auch seine geplante harte Gangart gegenüber China sollte die dortige Konjunktur und damit auch den Ölpreis belasten. Unterstützung könnte allerdings aus einer anderen Richtung kommen. Man geht davon aus, dass in der zweiten Amtszeit von Trump die Sanktionen gegen den Iran wieder aufleben könnten. Das Land hat seine Ölförderung in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet und exportiert hauptsächlich nach China. Wenn die neue US-Regierung hier die Daumenschrauben wieder stärker anzieht, könnte das durchaus nennenswerte Mengen an Öl aus dem Markt nehmen … und damit dem Ölpreis Auftrieb verleihen.