Nvidia verdrängt Intel im Dow Jones
Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.
Die erste Novemberwoche hält für die Börse jede Menge Aufregungen bereit, von der US Wahl am Dienstag bis zur Entscheidung der amerikanischen Notenbank am Donnerstag. Am Freitag, quasi zum Finale, kommt es zu einer Rochade im US Aktienindex Dow Jones. Nvidia, der Halbleiterproduzent, der mit Chips für die KI zum Superstar wurde, findet Aufnahme im ehrwürdigen US Aktienindex und verdrängt den Branchenkollegen Intel.
Der Aufstieg von Nvidia in den Dow ist auf alle Fälle gerechtfertigt. Der Index setzt es sich zum Ziel, jeweils jene 30 Unternehmen zu enthalten, die am besten das Gesamtbild der US Wirtschaft wiedergeben. Da es nur 30 sein dürfen (im Gegensatz zum S&P, der 500 Werte beinhaltet), handelt es sich natürlich um eine sehr subjektive Entscheidung, die von einem Komitee getroffen wird. Dass das Thema KI im Dow reflektiert werden muss, und zwar durch den absoluten Branchenstar Nvidia, scheint also nur logisch.
Für Intel, das 1968 im Silicon Valley gegründet wurde und einst der unangefochtene Spitzenreiter der Chip-Industrie war, geht damit ein Kapitel Börsengeschichte zu Ende. 25 Jahre lang war das Unternehmen im Dow vertreten. Zuletzt häuften sich aber die negativen Schlagzeilen. Mit einem Kursabschlag von über 50 Prozent seit Jahresbeginn ist Intel der schwächste Wert im Dow. Noch schwerer aber wiegt wohl die Tatsache, dass man den Siegeszug der KI verpasst hat. Einer Investition in das Softwareunternehmen OpenAI, das ChatGPT lanciert hat, wurde von Intel eine Absage erteilt.
In vielerlei Hinsicht ist Nvidia genau das Gegenstück zum glücklosen Branchenkollegen. Als Halbleiterproduzent erzeugt das Unternehmen jene leistungsstarken Chips, die für die generative KI verlangt sind. Seit rund zwei Jahren ist das Papier in aller Munde. Es gibt zwar dazwischen auch Schwächephasen, dennoch hat sich die Aktie allein heuer fast verdreifacht. Hilfreich war auch der Stock-Split im Verhältnis 1 zu 10, der im Juni stattfand. Damit hat sich der Aktienkurs deutlich ermäßigt, und der Wert wird auch für Retail-Anleger besser zugänglich.
Manche Beobachter befürchten aber, dass die Aufnahme von Nvidia in den Dow Jones auch als kleines Warnsignal gelesen werden kann. Immerhin darf man sich schon fragen, wie lange die massiven Investitionen der Tech-Giganten in die KI im bisher gesehenen Tempo weitergehen werden. Seit nunmehr 5 Quartalen in Folge weist Nvidia ein dreistelliges (!) Umsatzwachstum aus. Am 20. November kommen die nächsten Quartalszahlen. Gute Nerven sind auf alle Fälle kein Fehler …