Markt & Mächte mit Niko Jilch

“Im Wahljahr wird normalerweise auf billiges Geld umgeschaltet”

28. Mai 2024Lesezeit: 3 Min.
Niko Jilch Illustration
Kommentar von Niko Jilch

Niko Jilch ist seit mehr als 10 Jahren als Journalist, Speaker und Experte für Finanzmärkte, Geldanlage und Bitcoin in Wien – unter anderem für die „Presse“, Thinktank Agenda Austria und „Brutkasten“. 2024 hat er mit "Binifico" sein eigenes Medienhaus gegründet und berät seit 2022 das Europäische Forum Alpbach für die Bereiche Finanzmarkt und Kryptowährungen.

“Wenn der Ukraine-Krieg durch eine Sommeroffensivve eskaliert, dass sogar die Analysten und die Notenbanken überrascht sind, könnte es zu einem neuen Inflationsschub kommen”, sagt der Finanzexperte Niko Jilch in der Video-Show “Markt und Mächte”. Gemeinsam mit Show-Host und Selektiv-Chefredakteurin Sara Grasel analysiert er, wie sich die geopolitischen Machtverschiebungen auf die Inflation auswirken könnten. 

“Ich habe die Befürchtung, dass wir noch viele Jahre hier sitzen und über das Thema Inflation reden werden”, ergänzt der Experte. Als Grund dafür nennt er u.a. die Herangehensweise der Finanz- und Geldpolitik. “Geldpolitik hat viel mit reden zu tun. Es gehört auch zum Spiel der Notenbanken, dass man eigentlich das Gegenteil von dem tut, was man sagt, um die Märkte zu überraschen”, sagt Jilch. Es sei aber keine Frage, dass er dieses Spiel als lächerlich empfinde. “Die ganze Weltwirtschaft schaut sich das Orakel von Delphi an, das darüber entscheidet, wo der Preis des Geldes und der Zins hingeht”, sagt er anschließend.

Kommt die Zinssenkung der Fed noch?

Laut Jilch müsse eine Zinssenkung der Fed spätestens Anfang Sommer kommen. Die Amerikaner seien wegen der Wahlen im November unter Druck, denn: “Im Wahljahr wird normalerweise immer auf billiges Geld umgeschaltet”, so der Finanzexperte. Das führe dazu, dass es den Leuten im Land gut gehe und sie sich reich fühlen. 

“Wenn sie sich reich fühlen, dann wählen sie meist den Amtsinhaber”, ergänzt Jilch. Ob das dieses Jahr mit Biden passieren wird, werde sich noch zeigen. Der Experte deutet auch auf die Ironie der Geldpolitik hin. Wenn die Arbeitslosenzahlen steigen, sei das gut für die Märkte sowie für die Geld- und Finanzpolitik, denn dann könne man die Zinsen senken. 

Hohe Inflation in Österreich traditionell

Kommt die Zinnsenkung der Fed nicht, dann würde dies zu einer Enttäuschung führen. “Das ist das Lustige an den Märkten. Wenn das passiert, was erwartet wird, dann passiert meistens nichts. Wenn das Unerwartete kommt, dann kann die Inflation entweder nach oben oder nach unten schießen”, sagt Jilch. 

Zudem erklärt er, dass in Österreich traditionell eine höhere Inflation herrscht als in Resteuropa. Das sei auch der große Nachteil der Eurozone und seiner Geldpolitik. “Die EZB werden ironischerweise als erste die Zinsen senken, was wiederum die Inflation anhheißt und dafür sorgt, dass sie bei uns hoch bleibt”, sagt der Finanzexperte.

Sommeroffensive?

Darüberhinaus warnt Jilch vor den geopolitischen Auswirkungen einer russischen Sommeroffensive in der Ukraine. “Der Krieg kommt näher an uns ran”, sagt der Experte. Die zentrale Frage sei, wie Russland seine Zukunft und mögliche Kooperationen mit dem Westen sehe.

Selbst mit einem Frieden in der Ukraine sei laut dem Finanzexperten der grundsätzliche Konftlikt zwischen Russland und dem Westen nicht vorüber. “Das ist der Grund, warum Deutschland und Frankreich versuchen, den Krieg in der Ukraine durch Waffenlieferungen und Geld in die Länge zu ziehen”, so Jilch. 

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