"Wohin mit dem Geld" von Monika Rosen

Europäische Rüstungsaktien: Pulver verschossen?

11. Juni 2024Lesezeit: 3 Min.
Kommentar von Monika Rosen

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren sind europäische Rüstungsaktien deutlich auf dem Vormarsch. Der Stoxx Verteidigungsindex hat sich seit dem Februar 2022 annähernd verdreifacht, während der breite Stoxx 600 im gleichen Zeitraum „nur“ rund 25 Prozent zugelegt hat. Bei einzelnen Titeln sind die Kursanstiege aber noch deutlich höher. Der größte deutsche Waffenhersteller Rheinmetall beispielsweise ist seit dem Februar 2022 um über 500 Prozent nach oben geschossen. 

Amazon im Rüstungsindex?

Damit ist der Rüstungssektor einer der seltenen Fälle, in denen europäische Aktien den US Pendants davonlaufen. Top Performer im US-Rüstungsindex ist heuer übrigens Amazon mit einem Anstieg von 23 Prozent seit Jahresbeginn. Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass der Tech-Gigant im Rüstungsindex aufscheint, aber Amazon ist stark im Geschäft mit Drohnen engagiert und wird deshalb auch bei den Rüstungswerten dazugezählt.

Die Investment Bank Goldman Sachs hat zuletzt vor einer Überhitzung im europäischen Rüstungssektor gewarnt. Die Aktien seien mit einem durchschnittlichen KGV bewertet, das rund 40 Prozent über dem breiten Markt liegt. In Einzelfällen kommt die Bewertung schon an jene im US-Technologie-Sektor heran. Selbstverständlich gibt es Gründe für die starke Rallye. Die Welt heute ist eine andere als vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine. Dennoch stellt sich die Frage, ob einzelne Kurse nicht schon etwas weit vorausgelaufen sind. 

Gleichzeitig ist es eine traurige Tatsache, dass in dem Krieg vor unserer Haustür auch im dritten Jahr noch kein Ende absehbar ist. Die Regierungen der EU-Mitgliedsländer haben zuletzt ihre Verteidigungsbudgets aufgestockt, insofern sollte die Auftragslage für die Unternehmen in dem Sektor weiter robust bleiben. In Österreich überstieg das Verteidigungsbudget im Vorjahr erstmals die Marke von 4 Mrd. Euro, bis 2025 sollen die Ausgaben für die nationale Sicherheit auf 1,5 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung steigen. Zum Vergleich: im europäischen Durchschnitt lagen die Verteidigungsausgaben schon im Vorjahr bei 1,6 Prozent des jeweiligen BIP, das ist aber immer noch unter dem Ziel der NATO von 2 Prozent.


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