Wohin mit dem Geld? von Monika Rosen

Europas Gewinne schwächeln weiter

9. Dezember 2024Lesezeit: 3 Min.
Kommentar von Monika Rosen

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.

Die internationalen Börsen haben ein gutes, teilweise sogar ein herausragendes Jahr hinter sich. Diese Dynamik spiegelt sich auch in den Gewinnerwartungen wider. Während die USA von Rekord zu Rekord eilen, kommt Europa auch in Punkto Börsenperformance kaum hinterher. Ein Blick auf die Zahlen erklärt, warum.

So unruhig es in der Welt derzeit auch zugeht, die globalen Börsen haben sich davon nicht aus dem Takt bringen lassen. Angeführt von den USA, wo der S&P 500 seit Jahresbeginn um satte 28 Prozent nach oben geschossen ist, haben fast alle Handelsplätze ein zumindest gutes Ergebnis vorzuweisen. Auch wenn in Europa kleinere Brötchen gebacken werden, so kommt der breite Stoxx Index immerhin auf einen Zuwachs von über 8 Prozent. Selbst der heimische ATX ist mit 5 Prozent eher knapp aber doch im Plus.

Am Ende des Tages entscheiden immer die Fundamentaldaten über die Performance an den Märkten, insofern lohnt es sich, einen Blick auf die aktuellen und auch die in Zukunft erwarteten Gewinnsteigerungsraten zu werfen. In den USA ist das Bild eindeutig: der breite S&P 500 Index sollte heuer eine Gewinndynamik von rund 8 Prozent verbuchen, wobei die Zahlen für das 4. Quartal natürlich erst im Jänner vorgelegt werden. Für nächstes Jahr und auch für 2026 liegen die Schätzungen aktuell bei jeweils 13 Prozent, was eine deutliche Beschleunigung bedeuten würde. Insofern gehen einige Häuser davon aus, dass die USA auch 2025 ihre Führungsrolle an den Märkten behaupten werden, auch wenn der Abschlag der europäischen Börsen zur Wall Street auf einem 30-Jahres-Hoch liegt.

Demgegenüber sehen die Prognosen für Europa weniger berauschend aus. Goldman Sachs hat zuletzt seine 2024er Gewinnprognose für den breiten Stoxx Index von zuvor 6 auf 2 Prozent gesenkt. Als Begründung verweisen die Analysten vor allem auf die von Trump angedrohten Zölle. Positive Impulse können zwar von den Stimulierungsmaßnahmen kommen, die China zuletzt auf den Weg gebracht hat. Diese können aber die Belastung durch den potenziellen Handelskonflikt mit den USA nicht kompensieren, so Goldman Sachs weiter.  Auch für das kommende Jahr sind die Experten nicht gerade optimistisch. Man erwartet für 2025 in Europa einen Gewinnanstieg von 3 Prozent, für 2026 sind es dann gerade einmal 4 Prozent. Daraus ergibt sich aber in jedem Fall ein Umstand, der eindeutig für die europäischen Börsen spricht: Hierzulande ist das Potenzial für eine positive Überraschung wesentlich größer als in den USA. Dort muss die neue Regierung unter Trump sehr, sehr hohe Erwartungen erfüllen. Und die sind ja, wie uns schon Charles Dickens gesagt hat, eine der größten Bürden, die es gibt …