"Wohin mit dem Geld?" von Monika Rosen

Enttäuschende Gewinne in Europa

30. Juli 2024Lesezeit: 2 Min.
Kommentar von Monika Rosen

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.

Ein erster Zwischenstand bei der Berichtsaison über das 2. Quartal fällt bei den europäischen börsennotierten Unternehmen nicht besonders ermutigend aus. Von H&M und Burberry bis Airbus und Lufthansa erstreckt sich die Liste der Werte, die bei Vorlage der Quartalszahlen entweder enttäuscht oder zumindest die Erwartungen für das 2. Halbjahr gesenkt haben. Die Gründe für den schwächeren Ausblick halten sich durchaus im Rahmen des Erwartbaren. Die Nachfrage sei schwach, Aufträge ließen auf sich warten. Auch würde die konjunkturelle Erholung in China enttäuschen. All das drückt auf die Margen.

Der Konsensus der Analysten geht für heuer im breiten Stoxx 600 von einer Gewinnsteigerung von fünf Prozent aus. Es gibt aber auch deutlich pessimistischere Schätzungen. Die Schweizer Investmentbank UBS beispielsweise sieht im Stoxx 600 eine Gewinnentwicklung von plus / minus 0 für 2024. Im ATX werden die Gewinne heuer ebenfalls unverändert zum Vorjahr erwartet, 2025 soll sich die Gewinndynamik hierzulande dann steigern, und zwar auf knapp plus fünf Prozent.

Ein wesentliches Problem ist sicher die schwache Entwicklung in Deutschland. Der IFO Geschäftsklimaindex ist im Juli zum dritten Mal in Folge gesunken, noch dazu stärker als erwartet. Besonders das produzierende Gewerbe blickt deutlich pessimistischer in die Zukunft. Wahrscheinlich ist die deutsche Konjunktur zurück in die Rezession geschlittert, was natürlich das Wachstum in der Eurozone insgesamt nach unten zieht. Als besonders belastend wird die Tatsache gesehen, dass die deutschen Auto- und Maschinenbauer zunehmend Marktanteile an die Konkurrenz aus China verlieren.

Jetzt ruhen die Hoffnungen zunehmend auf der EZB. Die hat sich bei ihrer jüngsten Sitzung aber ebenfalls nicht in die Karten schauen lassen und weitere Zinssenkungen von der Datenlage abhängig gemacht. Wesentlich werden hier wohl auch die Vorgaben aus den USA sein. Der Markt erwartet mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erste Zinssenkung der US Notenbank im September. Bei weiterhin moderaten Inflationsdaten könnte das der Impuls sein, den die EZB braucht, um im September eine zweite Zinssenkung durchzuführen.

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