Wall Street mit starker Halbjahresbilanz
Monika Rosen war mehr als 20 Jahre Chefanalystin einer heimischen Großbank. In ihrer aktuellen Funktion als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist sie weiterhin gefragte Spezialistin zu allen Themen rund um den Finanzmarkt.
Der blamable Auftritt von Präsident Joe Biden bei der ersten TV-Konfrontation im diesjährigen US-Wahlkampf hat die Finanzmärkte offenbar nicht wirklich aus der Bahn geworfen. Im Gegenteil, die Marktteilnehmer scheinen sich zunehmend mit dem Gedanken anzufreunden, dass Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehren könnte. An den Wahlbörsen billigt man ihm nach der Debatte eine 60-prozentige Chance auf einen Sieg zu, vor dem TV-Auftritt war der Wert noch bei 53 Prozent gelegen.
Öl, Finanz, Pharma
Auch die potenziellen Gewinner an der Börse sind rasch identifiziert. Einerseits sind das Ölaktien, da Trump den Bemühungen von Biden in Richtung erneuerbarer Energie gelinde gesagt skeptisch gegenübersteht. Finanzwerte könnten profitieren, da Trump regulatorische Hürden zurückdrängen will. Die Pharmabranche wiederum hofft darauf, dass unter Trump weniger stringente Preisobergrenzen für Medikamente durchgesetzt würden. Inwieweit all das gerechtfertigt ist, wird sich zeigen. Fest steht aber, dass die Fundamentaldaten derzeit durchaus einen gewissen Optimismus rechtfertigen.
Für die demnächst beginnende Berichtsaison über das 2. Quartal erwarten die Analysten im Konsensus ein Gewinnwachstum von 8,2 Prozent. Das ist der höchste Wert seit dem 1. Quartal 2022 und wäre auch eine Verbesserung gegenüber dem 1. Quartal 2024. Da sind die Gewinne im S&P 500 um 6,7 Prozent gestiegen.
Hoffnung auf Zinssenkungen enttäuscht
Tatsache ist aber auch, dass sich die Hoffnungen auf eine Serie von Zinssenkungen in den USA heuer nicht erfüllt haben. Waren zu Jahresbeginn noch bis zu sechs Senkungen für 2024 erwartet worden, so haben sich die Prognosen jetzt auf maximal zwei zurückgeschraubt. Einige Häuser erwarten die erste Senkung gar erst im nächsten Jahr. Angesichts solcher Voraussetzungen stellen die robusten Anstiege der US-Aktien in der ersten Jahreshälfte eine umso beeindruckendere Leistung dar.
KI-Wunder
Wenig überraschend sind Tech-Aktien in den ersten sechs Monaten wieder die großen Gewinner an der Wall Street gewesen. Die Nasdaq hat in diesem Zeitraum 18,1 Prozent zugelegt, der breite S&P 500 verbuchte einen Anstieg von 14,5 Prozent. Nur der Dow Jones konnte mit einem Plus von 3,8 Prozent hier nicht ganz mithalten. Das alles beherrschende Thema war einmal mehr die Künstliche Intelligenz, die zu einer enormen Marktkonzentration geführt hat.
Das KI-Wunder Nvidia ist allein für ein Drittel des Anstiegs im S&P seit Jahresbeginn verantwortlich. Und drei Aktien, nämlich Nvidia, Microsoft und Apple, bestreiten zusammen satte 10 Prozent der globalen (!) Marktkapitalisierung. Kein Wunder, dass viele Beobachter das Entstehen einer Blase fürchten. Wenn die Kursentwicklung auf so wenigen Schultern ruht, steigt natürlich die Gefahr einer Korrektur. Dem steht allerdings entgegen, dass gerade im Internet Zeitalter ein Trend zu „The Winner Takes all“ festzustellen ist. Insofern muss ein sehr konzentrierter Aktienmarkt, wie wir ihn derzeit beobachten, nicht zwangsläufig in einer Enttäuschung enden.
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